„Ich hatte echt Gänsehaut“, bringt Florian Görner die Stimmung beim Enduro-Klassiker in Zschopau auf den Punkt. Tatsächlich waren 10.000 Zuschauer an die Strecke gekommen, um die Fahrer lautstark beim Finale zur Int. Deutschen Enduro Meisterschaft anzufeuern. Und das, trotz des zwischenzeitlich starken Regens, der die Bedingungen gänzlich auf den Kopf stellte. Schlamm, extrem rutschige Verhältnisse und ein plötzlich in die Höhe geschnellter Anspruch waren die Folge.
„Bloß keinen Ausfall riskieren“, das stand für Karl Weigelt an oberster Stelle. „Ich habe bei der Vorbereitung des Motorrades alles doppelt und dreifach geprüft. Nur um die Wahrscheinlichkeit eines technischen Defektes, so gering wie nur irgendwie möglich zu halten“, so der 24-Jährige, der schon etwas nervöser als sonst an den Start ging. Schließlich hatte er mit acht Punkten Vorsprung eine super Ausgangsposition, um den E2-Vizetitel zu gewinnen. „Das steckte definitiv im Hinterkopf. Ich bin daher einfach viel zu zurückhaltend gefahren. Aber das Tagesergebnis, mit dem ich nicht zufrieden bin, war letztendlich egal. Priorität hatte einzig die Meisterschaft“, unterstreicht Karl, der kühlen Kopf bewahrte und mit Rang sieben den zweiten Platz in der E2-Meisterschaft perfekt machte. „Ich bin Vize und fertig“, lacht der Drebacher, dem die Erleichterung sichtlich anzusehen war.
In jener Klasse stieg Chris Gundermann als Dritter auf das Treppchen und war damit grundsätzlich einverstanden. „Ein solider Saisonabschluss, ich bin zufrieden“, so sein erstes Fazit, um dann noch etwas konkreter zu werden, „das Einzige was mich ein kleinwenig gestört hat ist, dass ich nicht so recht aus meiner Komfortzone rausgekommen bin. Einfach noch einmal eine Schippe drauflegen, bei den schwierigen Bedingungen mehr ans Limit gehen, das gelang mir nicht so richtig. Aber okay, es war eine tolle Veranstaltung, die extrem viel Spaß gemacht hat.
Unmittelbar hinter Chris reihte sich Nick Emmrich an vierter Position ein, der sich weitestgehend aus dem Sport zurückgezogen hat. „Aber beim Heimrennen musste ich noch einmal dabei sein, zumal ich in Zschopau zuletzt 2019 gefahren bin“, erklärt Nick seinen Entschluss, der erst etwa drei Wochen zuvor konkret begann, sich darauf vorzubereiten. „Ich bin den SOC-Lauf in Weißbach gefahren, das war quasi der Trainings-Startschuss. Danach war ich regelmäßig zweimal in der Woche fahren, denn ganz aus der Kalten bei Rund um Zschopau zu starten, das wird nichts.“ Und das sollte sich auszahlen. „Ich bin wirklich gut rumgekommen und habe mich auch unter den anspruchsvollen Bedingungen nicht schwer getan. Mit den Top Fünf hatte ich geliebäugelt. Nun ist es Rang vier geworden. Von daher ist alles super“, lacht „Emme“, der trotz des starken Ergebnisses ausschloss, nochmals eine komplette Saison zu bestreiten.
Maik Schubert, ein weiterer Fahrer vom Team Sturm in der Klasse E2, hatte eine bisher eher durchwachsene Saison zu verzeichnen, doch beim Heimspiel blühte er noch einmal richtig auf. Platz acht und im Championat Rang 22, zaubert ein dickes Lächeln in sein Gesicht. „In der Overall-Wertung war ich seit Jahren nicht so weit vorn. Über dieses Resultat freue ich mich wirklich sehr. Ansonsten ist Zschopau seinem Namen wieder vollkommen gerecht geworden. Super Strecke, herrliche Tests, wobei hier der Skihang mein absoluter Favorit war. Schon im Vorfeld habe ich mich sehr darauf gefreut. Und nicht zuletzt die vielen Fans, die wieder für eine richtig geile Stimmung gesorgt haben. Es war wirklich ein Mega-Saisonabschluss.“
Für ein echtes Highlight sorgte einmal mehr Florian Görner, der hinter Jeremy Sydow und dem tschechischen Gaststarter Jaroslav Kalny den dritten Platz in der RuZ-Overall-Wertung belegte. Mit diesem grandiosen Resultat war nun endgültig auch Rang drei in der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft in trockenen Tüchern. „Das ist natürlich ein super Abschluss. Ich bin rundum zufrieden“, freut sich der 23-Jährige, der sich im ersten Test gleich schmerzhaft den Daumen an einem Begrenzungspfahl anschlug, sich davon aber nicht einbremsen ließ. Vor allem als der Regen kam und die Strecke in eine einzige rutschigen Schlammpiste verwandelte, war Flo in seinem Element. „Das waren genau meine Bedingungen, das hat total Laune gemacht. Dazu die vielen Zuschauer, der Jubel, die Stimmung. Ich hatte echt Gänsehaut!“
Auch Kevin Nieschalk zeigte sich von der Kulisse beeindruckt. „Das war schon Wahnsinn, wie wir angefeuert wurden. Das ein oder andere bekannte Gesicht habe ich sogar am Streckenrand erkannt“, lacht der 25-Jährige, der einen super Start in den Tag erwischte und sich länger an zweiter Position der E1-Kategorie halten konnte. „Es lief wirklich gut. Nur sind mir dann gegen Ende ein paar kleinere Fehler unterlaufen. Besonders ärgerlich war ein Missgeschick im Waldkirchener Test. Da musste ich an einer Auffahrt im Hübler-Busch runter vom Motorrad und ein Stück schieben. Ich glaube, dort habe ich die entscheidende Zeit liegen lassen, so dass es dann leider nicht mehr zum Podium gereicht hat“, bedauert Kevin, der sich letztendlich mit Rang vier begnügen musste.
Bruder Domenik Nieschalk, der in der Junioren-Klasse unterwegs war, musste nach einer Kollision mit einem Baum auf einem Etappenstück bei Börnichen vorzeitig aufgeben. Zwar fuhr er die Runde, inkl. Sonderprüfung auf dem Skihang noch zu Ende, doch an die letzte Runde war dann nicht mehr zu denken.
So holte Jeremy Nimmrich für das Team Sturm Zschopau bei den Junioren die Kohlen aus dem Feuer. Rang drei für den Youngster bei seinem RuZ-Debüt ist aller Ehren wert. „Ich bin wirklich überglücklich, es auf das Podium geschafft zu haben“, jubelt der 19-Jährige, der sein erstes Mal „Rund um Zschopau“ wie folgt zusammenfasst, „ich habe es mir fast noch ein wenig schwieriger vorgestellt, als es jetzt, trotz der Bedingungen, war. Vollkommen fasziniert haben mich die Fans. Wie sie uns Fahrer angefeuert haben, war schon echt grandios.“
Neben den bereits erwähnten Fahrern war zudem noch Team-Urgestein Martin Kradorf in den DEM-Klassen am Start. Der Thüringer belegte Platz acht in der Kategorie E3.
Einen spektakulären Dreifach-Erfolg gab es für das Team Sturm Zschopau in der Klasse E2B. Hier siegte Oliver Otte, vor Daniel Hänel und Benjamin Richter. Zudem standen Sky Dombrowski in der E1B als Dritter und Kenny Riedel in der Jugend-Klasse als Zweiter auf dem Siegerpodest. Die überaus starke Team-Bilanz rundeten schließlich Dirk Peter als Zweiter bei den Senioren sowie Michael Arndt und Udo Grellmann mit einem Doppelsieg in der Super-Senioren-Klasse ab.
Während die DEM-Saison 2023 nun Geschichte ist, geht es im DMSB Enduro Cup kommenden Sonntag in die Finale Runde. In Kempenich haben gleich mehrere Team-Fahrer gute Chancen, die diesjährige Erfolgsbilanz weiter nach oben zu schrauben.