„Rund um Zschopau“ ist immer Garant für eine echte Geländefahrt mit vielen Zuschauern und toller Stimmung. Und wenn dann in der Motorradstadt auch noch das Finale zur EnduroGP-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, umso mehr. Folglich ließen sich ein paar Fahrer des Team Sturm Zschopau nicht entgehen, beim Heimspiel mit dabei zu sein, um Erfahrungen zu sammeln, für das ein oder andere Highlight zu sorgen und nicht zuletzt, eben eine echte Geländefahrt mit vielen Zuschauern und toller Stimmung zu erleben.

Florian Görner, Karl Weigelt und Domenik Nieschalk traten bei den Junioren der EnduroGP-Weltmeisterschaft an, während Kevin Nieschalk, Maik Schubert, Dirk Peter sowie Falk Umbreit im Open-Weltcup am Start waren. Hinzu kamen noch Benjamin Richter und Jeremy Lesch in der nationalen Klasse.

Am ersten Tag heimste Domenik Nieschalk gleich vier WM-Punkte ein, der damit eine wirklich starke Leistung ablieferte und in der J1-Kategorie Zwölfter wurde. Am zweiten Tag lief es ähnlich gut, bis seiner Fahrt im letzten Cross-Test ein plötzliches Ende gesetzt wurde. „Ich bin noch ganz normal in die Prüfung gestartet, doch nach drei Kurven beim Beschleunigen habe ich ein lautes Knacken gehört. Da habe ich sofort das Gas weggenommen. Da auch das Hinterrad blockierte hielt ich an und sah, wie sich die Kette beim Motor hinein gewickelt hat. Doch das war nicht alles! Das Kettenblatt hatte es von der Nabe gerissen und war zerbrochen. So etwas habe ich noch nie gesehen“, zeigt sich der 19-Jährige mächtig erstaunt, aber auch ein wenig enttäuscht, nicht ins Ziel gekommen zu sein. „Schade, aber nicht zu ändern. Dennoch, es hat maßlos Spaß gemacht vor dieser Zuschauerkulisse zu fahren, viel Erfahrung zu sammeln und einfach bei der Heim-WM dabei gewesen zu sein“, so der Youngster, der aber auch schon am ersten Tag ein unvergessliches Erlebnis hatte und das ebenfalls im besagten Cross-Test der letzten Runde.

„Auf einer schnellen Geraden aus dem Wald heraus mit vielen Wurzeln sah ich plötzlich das Motorrad von Flo mitten auf der Strecke liegen, er ein paar Meter daneben im Gebüsch. Ich habe kurz gestoppt. Er signalisierte mir, dass ich weiterfahren sollte. Dennoch bin ich aus der Strecke rausgefahren, habe Hilfe geholt und bin dann dort wieder an der gleichen Stelle rein und weiter“, erzählt Domenik, während Florian noch einmal den Abflug aus seiner Sicht schildert. „Ehrlicherweise kann ich gar nicht viel dazu sagen. Ich war im fünften Gang voll am Anschlag, da habe ich einen Schlag bekommen und alles war zu spät. An mehr konnte ich mich nicht erinnern, bis dann Domenik vor mir stand. Aber der Abflug muss schon heftig gewesen sein, da ich doch ein paar Meter vom Motorrad entfernt lag. Im Grunde hatte ich mächtig Glück, dass nicht mehr passiert ist“, so Flo, der sich am rechten Daumen verletzte und mit Sicht auf das bevorstehende DEM-Finale in Rüdersdorf schweren Herzens auf eine weitere Teilnahme verzichtete. Dafür stand er am Sonntag an der Strecke, um seinen Teamkollegen die richtigen Spuren anzuzeigen.

Karl Weigelt, dritter Junior im Bunde, fuhr in der J2 am ersten Tag auf Rang fünfzehn, was mit einem WM-Zähler belohnt wurde, am zweiten verpasste er die Punkteränge mit Platz sechszehn denkbar knapp. „Unterm Strich war es dennoch ein sehr schönes Wochenende, mit Höhen aber auch ein paar Tiefen. Der Prolog am Freitag lief richtig gut. Es hat unheimlich Laune gemacht, vor so vielen Fans zu fahren. Der Samstag begann für mich weniger schön. Im ersten Extrem-Test habe ich an der Felskante gehangen und viel Zeit verloren. Und im anschließenden Enduro-Test hat es mich auch gleich mordsmäßig runter gezogen. Danach habe ich mich aber gefangen und es lief stetig besser“, berichtet Karl, der auch noch ein paar Worte für den Finaltag übrig hat, „da war ich dann schon etwas geschlaucht. Unkonzentriertheit schlich sich ein, die zwei, drei Schnitzer zur Folge hatten. Und einmal habe ich mein Motorrad recht unglücklich zwischen den Bäumen geparkt. Das hat bestimmt zwei Minuten gekostet. Dennoch überwiegt das Erlebnis, bei der Heim-WM dabei gewesen zu sein. Die Stimmung war gigantisch, im Extrem-Test war es immer richtig laut und auch so haben uns die Fans immer angefeuert. Das war schon richtig geil!“

Kevin Nieschalk, der ältere Bruder von Domenik, versuchte sich in der Open-Viertakt-Klasse. Mit Rang fünf und vier war er mehr als zufrieden, wenngleich am zweiten Tag vielleicht sogar das Podium möglich gewesen wäre. „Da möchte ich jetzt aber nicht spekulieren“, so Kevin, der am Ende des Starterfeldes ins Rennen ging und so immer ein paar langsamere Fahrer überholen musste. „Klar hat das immer ein wenig Zeit gekostet, aber ob das der ausschlaggebende Punkt gewesen wäre, mag ich nicht beurteilen. Für mich stand ohnehin der Spaß im Vordergrund. Einfach Enduro fahren, ganz ohne Druck vor einer so fantastischen Zuschauerkulisse und mit derartig tollen Sonderprüfungen. Die Tests waren wirklich erste Sahne, die haben mir richtig gut gefallen. Da war nichts drin, was einem Kopfzerbrechen bereiten würde, dennoch waren sie richtig knackig und anspruchsvoll. Einfach nur richtig geil!“

Für das Highlight aus Team-Sicht sorgte Dirk Peter. Der Routinier aus Thüringen, der mittlerweile seine 23. Saison in den Reihen des Team Sturm Zschopau bestreitet, kletterte an beiden Tagen als Zweiter in der Open-Cup-Senior-Klasse auf das Siegerpodest, wo er stürmisch gefeiert wurde. „Es war für mich ein Traum, hier noch einmal eine WM zu bestreiten. Das Erzgebirge ist über die vielen Jahre, seitdem ich bei Harald fahre, meine zweite Heimat geworden, das Team meine zweite Familie“, zeigt sich Dirk ebenso emotional, wie wenn er über „RuZ 2022“ spricht, „es war eine unheimlich tolle Geländefahrt, die Prüfungen wirklich top! Und das Publikum, einmalig! Wie sie uns angefeuert haben, ich hatte regelrecht Gänsehaut! Das es letztlich noch mit dem Podium geklappt hat, ist das Sahnehäubchen einer wirklich großartigen Veranstaltung!“

Auch zwei weitere Team-Fahrer konnten sich als „doppelten Finisher“ in den Ergebnis-listen verewigen. Maik Schubert beendete beide Tage in der Viertakt-Open-Klasse als Neunter. Benjamin Richter kämpfte sich ebenfalls zweimal ins Ziel und wurde in der nationalen Gruppe Fünfter und Siebenter.

„Ich bin wirklich unheimlich stolz auf unsere Jungs. Alle haben gekämpft und ihr Bestes gegeben. Man darf nicht vergessen, für alle ist es nur Hobby, das sie mit viel Leidenschaft und Herzblut betreiben. Jeder von ihnen geht einem normalen Job nach. Von daher ist es schön, zu sehen, wie sie sich alle reingekniet haben. Kompliment! Das gilt ebenso für alle Betreuer und Unterstützer, denn ohne die würde alles so nicht funktionieren. Von daher ein großes Dankeschön an alle“, so Teamchef Harald Sturm abschließend.

Text: Peter Teichmann

 

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