„Zschopau bleibt Zschopau“ – ein Ausspruch, den man auch bei der diesjährigen Auflage des Enduro-Klassikers, dem achten und damit vorletzten Lauf zur Int. Deutschen Enduro Meisterschaft, immer wieder zu hören bekam. Dabei wurde sich oft auf die anspruchsvolle Strecke bezogen, viel mehr jedoch auf die erneut beeindruckende Zuschauer-Kulisse, die wieder allerorts für ordentlich Stimmung sorgte. Manchmal aber auch, dass es bei „Rund um Zschopau“ immer wieder zu hochdramatischen Entscheidungen auf sportlicher Ebene kommt. Im positiven, wie auch im negativen Sinne.

Das bekam Chris Gundermann am eigenen Leib zu spüren. In Streitberg noch der große Gewinner der E2-Kategorie und dadurch mit den besten Chancen im Titelkampf gegen den amtierenden Champion Davide von Zitzewitz ausgestattet, musste er jegliche Hoffnungen in den erzgebirgischen Wäldern begraben. Im ersten Test der zweiten Runde kollidierte er mit einem Baum, blieb selbst glücklicherweise größtenteils unversehrt, während seine KTM ordentlich etwas abbekam. Die Lampenmaske flog weg, der Kühler komplett demoliert, was eine umfangreiche Reparatur am nächsten Service-Punkt nach sich zog. Doch die Zeit war knapp, die Instandsetzung aufwändig, so dass es in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen war. Sechs Strafminuten wurden fällig, was Chris Gundermann aus dem Titelrennen warf. Dennoch fuhr der Thüringer, trotz Rückenschmerzen und mit großem Kämpferherz, den Tag zu Ende. Doch mehr wie Platz zwölf, war nicht drin.

Weitaus besser gestaltete sich der Tag für Karl Weigelt. Der 25-Jährige avancierte zweifellos zu einer der Überraschungen an diesem sonnigen Herbsttag. Zwischenzeitlich stand er auf Rang fünf der klassenübergreifenden Championatswertung und damit so weit vorn, wie noch nie! „Endlich einmal heimische Prüfungen auf vertrautem Terrain“, lacht der Wolkensteiner, der von Beginn an mit starken Zeiten glänzte. „Vom ersten Test an hatte ich ein gutes Feeling, es gelang einfach alles. Selbst in der Prüfung im Hübler-Wald, vor der ich immer ein wenig Respekt hatte, lief richtig gut. Und der Test am Skihang machte einfach nur übelsten Spaß.“ Also warum war Karl dann doch nicht so zufrieden? „Weil ich das Top-Fünf-Resultat und den dritten Platz in der E2 im dritten Durchgang im Hübler-Wald eingebüßt habe“, winkt der, an diesem Tag dennoch schnellste Fahrer im Team Sturm etwas enttäuscht ab. Eine enge Kurve mit einer fiesen Steinkante, an der er schon vor zwei Jahren hing, bremste ihn erneut aus. „Wir werden definitiv keine Freunde mehr“, kann Karl zumindest etwas lachen, der genau weiß, was dieser eine Fehler letztendlich gekostet hat. Dennoch, mit Rang vier in der E2 und Rang sieben im Championat setzte er definitiv ein Ausrufezeichen!

Unmittelbar hinter Karl Weigelt belegten in der E2 Florian Görner und Nick Emmrich die Ränge fünf und sechs. „Es lief nicht ganz, wie erhofft. Eine genaue Analyse fällt mir schwer, da ich nicht genau weiß, woran es liegt“, gesteht Florian, der in Kempenich zum Abschluss doch noch einmal einen großen Zweitakter in der E3 einsetzen möchte. „Ansonsten kann ich nur meine Worte aus dem Vorjahr wiederholen. Es war einfach nur gigantisch. Die Anfahrt vom Krankenhaus hinunter zur Prüfung, mit Blick auf den Skihang war einfach unbeschreiblich. Die vielen, vielen Fans, einfach nur Gänsehaut pur. Wahrscheinlich hat mir auch deswegen diese Prüfung von allen dreien am besten gefallen“, lacht der 24-Jährige.

Auch Nick Emmrich strahlte nach dem Rennen über das ganze Gesicht. „Es hat einfach nur Bock gemacht! Die vielen Zuschauer, das super Wetter, die erstklassigen Bodenverhältnisse, die Prüfungen waren super gesteckt. Einzig der Schwierigkeitsgrad ist eben nicht mehr dass, was er einmal vor zehn, fünfzehn Jahren war, als ich angefangen habe“, gibt Nick zu Bedenken. Ansonsten war er mit seiner eigenen Leistung im Reinen, wenngleich der Ehrgeiz noch immer groß ist. „Aber ich muss realistisch bleiben. Die Platzierung ist im Endeffekt für mich zweitrangig. Viel wichtiger ist, ich habe keine Fehler gemacht, bin unverletzt geblieben und hatte richtig viel Spaß!“

Niclas Leon Kallmeyer belegte in der nationalen Junioren-Kategorie Rang drei. Dennoch durchlebte er einen nicht ganz einfachen Tag, bei dem er auch etwas Lehrgeld zahlen musste. In den ersten beiden Tests tat er sich extrem schwer, erst am Skihang platzte der Knoten. „Ab da lief es besser und ich konnte Druck machen. Die zweite Runde war richtig gut. In der letzten war ich dann doch überrascht, wie zerfahren die Strecke war. Vor allem die steinigen Auffahrten im Hübler-Wald bereiteten mir einige Probleme“, so der 20-Jährige, der im dritten Durchgang auf dem Skihang heftig abflog und sich so die Fußraste recht schmerzhaft in den Oberschenkel rammte. Dennoch kämpfte er sich tapfer ins Ziel.

Zudem waren mit Team-Urgestein Martin Kradorf und Lokalmatador Marvin Poller zwei weitere Fahrer des Team Sturm Zschopau in der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft unterwegs. Martin belegte in der E3 einen sehr guten fünften Platz, während Marvin in der hartumkämpften E2-Kategorie Dreizehnter wurde.

In den prädikatsfreien Klassen konnten Fahrer vom Team Sturm Zschopau mit weiteren Top-Platzierungen glänzen. Dabei ist in erster Linie der astreine Dreifach-Erfolg in der Klasse E2B durch Oliver Otte, Daniel Hänel und Benjamin Richter zu nennen. Schon im Vorjahr feierten sie diesen identischen Dreifach-Triumph, wenngleich sie in diesem Jahr leistungsmäßig noch enger zusammengerückt sind. Routinier Dirk Peter verpasste als Vierter knapp das Podium in Senioren-Klasse. Für ein weiteres Top Fünf-Resultat sorgte Jeremy Göthel, der in der Jugend-Klasse Fünfter wurde, während Youngster Emil Keßler dort für eine faustdicke Überraschung sorgte. Der Vogtländer holte sich bei seinem RuZ-Debüt gleich den Sieg in dieser, mit Talenten gespickten Nachwuchs-Kategorie!

Text: Peter Teichmann

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