An den vergangenen beiden Wochenenden war es nun soweit. Die Damen griffen beim WM-Lauf im finnischen Heinola erstmals in dieser Saison in das WM-Renngeschehen ein. Nur eine Woche später ging es beim Schweden-GP in Enköping um die nächsten Punkte. Mit dabei im internationalen Fahrerfeld, Maria Franke auf ihrer 250er Viertakt-KTM. Trotz gehörigem Respekt vor den starken Konkurrentinnen sowie den vollkommen unbekannten Streckenbedingungen und Sonderprüfungen, hatte die 24-Jährige eine klar gesteckte Zielstellung. „Resultate unter den besten Fünf sind Pflicht. Noch lieber möchte ich in die Top Drei kommen“, so ihre ehrgeizige Aussage.
Das dies keineswegs übertriebene Ansprüche sind, bewies Maria gleich am ersten Tag! Trotz ungewohntem Terrain kam sie bestens zurecht. Die Stein-Passagen waren nicht so ihr Metier, dafür glänzte sie in den Sand-Abschnitten, welche es in den Sonderprüfungen zur Genüge gab. Drei Bestzeiten gingen damit auf das Konto der KTM Sturm-Fahrerin, die am Ende einen spektakulären dritten Tagesrang belegte. Noch beeindruckender war allerdings der Rückstand auf die Siegerin Jane Daniels. Dieser betrug gerade einmal vierzehn Sekunden – und das bei einer Prüfungszeit von fast 50 Minuten! Am zweiten Tag setzte Maria noch einen drauf. Erneut drei, der vier möglichen Bestzeiten im Cross- und Enduro-Test. Lediglich im Extrem-Test ließ sie einige Sekunden liegen, die am Ende zum ganz großen Coup fehlten. Mit Platz zwei und nur zehn Sekunden Rückstand auf Siegerin Daniels sowie dreizehn Sekunden vor der amtierenden Weltmeisterin Laia Sanz, sorgte Maria für eine echte Sensation! „Das Ergebnis ist natürlich super, auch wenn es natürlich etwas ärgerlich ist, den Sieg so knapp zu verpassen. Zumal ich ganz genau weiß, wo ich die Sekunden im Extrem-Test immer habe liegen lassen.“
Auch in Schweden brachte dieser „verflixte“ Extrem-Test womöglich die Entscheidung. Während Daniels und Sanz, beide ausgestattet mit ordentlicher Trial-Erfahrung, die steile Felskante problemlos meisterten, entschied sich Maria für die risikoärmere Umfahrung. „Das hat mich wieder die entscheidenden Sekunden gekostet“, ärgerte sich die 24-Jährige im Nachhinein. So reichte es an beiden Tagen jeweils „nur“, wie sie selbst formulierte, zum zweiten Platz. „Wenn man so nah dran ist, möchte man natürlich gern gewinnen!“
Und wie fiel sonst ihr Fazit zum WM-Debüt aus? „Ich hatte mir die Strecken noch schwerer vorgestellt. Was nicht heißen soll, das es einfach war. Nur hätte ich mehr Passagen erwartet, bei denen man froh ist, diese überhaupt irgendwie gut zu meistern. Das war aber nicht der Fall. Ich konnte mich immer voll und ganz auf das schnelle Fahrern konzentrieren. Finnland war hart durch die vielen Steine. Schweden gefiel mir etwas besser, auch wenn ich dort mehr Sand erwartet hätte. Mit der Betreuung hat auch alles super geklappt. Danke an alle, die mich vor Ort so grandios unterstützt haben!“
Bereits übernächstes Wochenende geht es im spanischen Gordexola bereits weiter. Das Finale der Damen-Enduro-Weltmeisterschaft findet Anfang September in Cahors / Frankreich statt.
Zwischenstand (Top Sechs – nach 4 von 8 Wertungsläufen)
1. Jane Daniels GBR Husqvarna 75 Pkt.
2. Laia Sanz ESP KTM 67 Pkt.
3. Maria Franke DEU KTM 66 Pkt.
4. Sanna Karkkainen FIN KTM 52 Pkt.
5. Jemma Wilson AUS Yamaha 38 Pkt.
6. Emelie Karlsson SWE Yamaha 38 Pkt.
Text: Peter Teichmann